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Berichte von Haus und Hof

Weihnachten 2023

… der Kühltransporter rangiert rückwärts in unseren kleinen Innenhof. Es ist Millimeterarbeit. Hat sich hier bei uns auf dem Hof doch jede Generation größte Mühe gegeben, die vorhandenen Gebäude durch viele Um- und Anbaulösungen bestmöglich zu optimieren. Und obwohl man da gerne mal aneckt, lieben wir das romantische Flair unseres verschachtelten Hofes.
Ganz hinten, dort wo früher die Futterküche mit dem Holzbackofen meiner Oma war, neben der alten Milchkammer, befindet sich heute unsere kleine Manufaktur. Vor den Kühlräumen findet sich ein kleiner Raum mit Zerlegetisch. Er bietet gerade so viel Platz, dass unsere Metzger dort Schulter an Schulter arbeiten können.
Dank der gefliesten Wände ist die Akustik nicht gerade konzerttauglich, dennoch kommt immer gute Stimmung auf, wenn das Radio läuft und genug Süßes da ist.

Wir haben unseren Arbeitsrhythmus so geplant, dass die Metzger, die am Freitagnachmittag kommen, das Fleisch von vier Rindern zerlegen. Die drei bereiten alle Teilstücke so für uns vor, dass unsere Mitarbeiterinnen, die sich liebevoll die Mägde nennen, am Samstagvormittag direkt loslegen können. Das Fleisch für die HochBurger wird abgewogen und gewürzt, bevor es im Kühlraum dann durch den Wolf gedreht wird. Temperaturen werden überprüft und dokumentiert. Hackfleisch, Innereien und Knochen sind hochsensibel und werden als allererstes verpackt und schockgefrostet.

Die Mädels vom Samstagsteam arbeiten nahezu im Gleichtakt. In stillem Einverständnis gehen die Handgriffe ineinander über. Regelmäßig werden die Arbeitsplätze sauber gemacht und getauscht – vor allem bei der Arbeit im Kühlraum am Fleischwolf ist es schön, wenn man von Zeit zu Zeit abgelöst wird.

Im großen Verarbeitungsraum, der früher Teil des Saales war in dem meine Pia-Oma bis zu 80 Gäste kulinarisch mit gemischtem Braten und ihren legendären selbst gemachten Spätzle verwöhnt hat, stehen Kühltruhen und Schränke, Vakuumgeräte und als Herzstück ein riesengroßer Wurstfüller. Im Rhythmus der Musik werden bereits etikettierte Tüten mit frischem, eiskaltem Hackfleisch gefüllt, vakuumiert, von Hand glattgestrichen und für den Schockfroster in Kisten gepackt.

Im hinteren Bereich des alten Saales befindet sich eine neue Spülküche, in der die Stapelboxen nach jedem Gebrauch sauber geschrubbt werden. Ein kleines Lager beherbergt neben Verpackungsmaterialien auch unsere feinen Gewürze, Weine und Öle. Diese kommen dann zum Einsatz, wenn unsere eingeschworenen MontagsMägde ihre Arbeit aufnehmen. Als allererstes besprechen wir gemeinsam die gebündelten Bestellpositionen. Die Mädels berechnen Mengen, beschriften Etiketten und bekleben geeignete Tüten. Sie schneiden Gulasch, verpacken und vakuumieren.

Es ist ein Ringen – wenn viel Tafelspitz bestellt ist, bleibt weniger Fleisch für Gulasch, wenn wir viel Gyros brauchen, haben wir später weniger Rouladen, Roaststeaks stehen in direkter Konkurrenz zu den Involtinis – wie im Reigen bewegen wir uns gedanklich vor und zurück, schneiden, wiegen und rechnen. Immer mit dem einen Ziel, alle Kundenwünsche erfüllen zu können. Oft haben wir am Anfang der Aktion das Gefühl: “um Himmels Willen – wer will auch all das essen?“, nur um am Ende, kurz vor den letzten zwei Verkaufsterminen festzustellen, dass es bei der ein oder anderen Partie doch knapp werden könnte.

Eine emotionale Achterbahnfahrt, die uns alle: die Mägde, meine Mutter und mich, meinen Mann und die Kinder – die ganze Familie in jeder Aktion packt, durchschüttelt und auf Trab hält. Wenn am Montag dann etwas Ruhe einkehrt, das Ringen und Zerren ein Ende hat, weil alle Entscheidungen getroffen wurden, beginnt die Feinarbeit.

Die zugeschnittenen Braten werden in naturtrübem Essig eingelegt, Lorbeerblätter, Pfefferkörner und Nelken verströmen ihren Duft. Das Gyros wird mit feinen Gewürzen und Ölen mariniert. Zu Weihnachten halten herbe Wacholderbeeren wieder Einzug. Es ist eine Freude all das zu riechen in der Gewissheit, dass es auch Ihre Sinne berührt, wenn Sie Ihr Festmahl zubereiten – das mit unserem Fleisch zu etwas ganz Besonderem wird.

Ganz herzlich möchten wir uns bei Ihnen dafür bedanken, dass Sie Verständnis für unsere gelegentlichen Engpässe haben. Es ist unser Anspruch das Tier als Ganzes zu betrachten, alle Teile zu verwenden und zu schätzen und nicht im Überfluss zu schlachten, nur um einzelne, sehr gefragte Partien in ausreichender Menge vorrätig zu haben. Wir arbeiten mit dem, was uns zur Verfügung steht und holen dabei das Beste raus:
Für die Natur – für unsere Tiere – für unseren Hof und die nächste Generation, die sicher auch nochmal an- oder umbauen möchte – und für Sie, denn durch Ihren Einkauf und die damit verbundene Achtung und Wertschätzung für unser Fröhliches Alb-Rind – lohnt sich unsere Arbeit. Vom Anfang bis zum Ende und darüber hinaus. Für ein wertvolles Lebensmittel, ganz aus Gras, Kräutern und Klee – von der Kuh veredelt.

Von Herzen wünschen wir Ihnen eine wunderbare Adventszeit und freuen uns, wenn wir nach zähem Ringen möglichst viele Ihrer Wünsche, die auf Ihrer Wunschliste fürs Fröhliche Alb-Rind stehen, erfüllen können.

Ihre Stephanie Fröhlich

Ostern 2023

Herbst 2023

Herbst 2023

Unser neues Konzept der SchlAchtung hat für so viele Fragen gesorgt.

Auch uns hat sie den ganzen Sommer über nachhaltig umgetrieben. So, dass ich Sie heute an die „Schlachtbank“ mitnehmen möchte. Als hochsensibles Thema beschließt Sie unsere Arbeit mit dem lebenden Tier und führt hin zur Veredelung eines besonders wertvollen Lebensmittels – das uns Mittel zum Leben ist. Sie schließt den Kreislauf auf unserem Hof vom Anfang bis zum Ende – mit Achtung.

Wie jeden Morgen in der kalten Jahreszeit schließen wir die Tore, damit die Tiere im Liegebereich bleiben, um den Mist von den Laufhöfen zu schieben. Vom Motorenlärm geweckt sind alsbald alle Kühe aufgestanden, bereit um in Richtung Fanggitter zu schlendern. Dort wartet die erste Mahlzeit des Tages. Kühe sind Gewohnheitstiere und die alltägliche Routine geht ihren ruhigen Gang. Das Futter wird vorgelegt und der freigewordene Liegebereich kann frisch eingestreut werden.

Zwei Rinder haben die Nacht bereits in einer separaten Bucht verbracht. Eine spezielle Fangeinrichtung, die eingereiht zwischen unseren Fressgittern Platz gefunden hat, wird ohne zu zögern von einem der beiden besetzt. Die Verriegelung rastet ein.

Das Rind frisst. Wir bleiben noch einen Moment stehen, spüren die Ruhe, nehmen still Abschied und bedanken uns. Es ist jetzt 8:00 Uhr. Der Transporter vom Schlachthof steht mit offenem Anhänger bereit. Der Metzger kontrolliert seine Messer. Der Bolzenschussapparat wird geladen. Die Veterinärin, die zur Lebendbeschau gekommen ist, füllt noch die letzten Formulare aus. Sie wird die gesamte Schlachtung beobachten und dokumentieren. Eine große Wanne steht bereit und der Traktor wird in die richtige Position gebracht.

Schwer liegt der Bolzenschussapparat in der Hand des Metzgers, wenn er sich dem Rind seitlich nähert. Er streckt den Arm aus, wartet auf den richtigen Augenblick…das Rind kaut, schaut auf…und…in diesem Moment fällt der Schuss. Dann geht alles ganz schnell. Das Fanggitter wird entriegelt, ein Seil wird am Sprunggelenk befestigt und der Traktor zieht den leblosen Körper empor.

Der erste Schnitt durchtrennt die Haut, der zweite dann die Halsschlagader. In der Wanne wird das Blut, das nun aus dem Körper des Tieres fließt, aufgefangen. Jeder von uns vieren, die wir hier zusammen arbeiten, weiß jetzt, was zu tun ist! Nur 60 Sekunden dürfen zwischen dem Bolzenschuss und der Entblutung vergehen. Die Veterinärin protokolliert.

Der Traktor brummt. Im Stall herrscht gefräßige Stille. Wir warten.
Nun wird das Tier, das im Fachjargon ab sofort als Schlachtkörper bezeichnet wird, im eigens für diesen Zweck angefertigten Anhänger verladen. Während dessen wird die Fangvorrichtung für das zweite Rind vorbereitet.

Auch hier verläuft alles ruhig und konzentriert. Die hintere Luke der mobilen Schlachteinheit wird verschlossen, die Plane über den Kasten auf dem Hänger gezogen und befestigt. Der nächste Schritt erfolgt im Schlachthof. Dann rollt der Wagen vom Hof. Wir halten kurz inne, um zu reflektieren. Gemeinsam mit der Veterinärin besprechen wir die Schlachtung.

Das sachliche Gespräch tut gut. Denn es ist schwer!! Hat doch jedes unserer Tiere sein Leben bei uns verbracht, wurde von uns gefüttert, gehegt und gepflegt. Mit allen Freuden und Sorgen. Undenkbar den letzten Weg nicht auch gemeinsam mit ihnen zu gehen. Und fordert es auch all unsere Kraft, so tragen wir diese Verantwortung mit der Gewissheit, das Richtige zu tun.

Das Wenige, das du tun kannst, ist viel – wenn du nur irgendwo Schmerz und Weh und Angst von einem Wesen nimmst, sei es Mensch, sei es irgendeine Kreatur.
(Albert Schweizer)

Mit Ihrem Einkauf unterstützen Sie unsere Arbeit und nehmen somit Einfluss für ein Mehr an Tierwohl, Achtung und Respekt – transparent und konsequent.

Für einen gesunden Kreislauf: Von der Wiese über die Kuh bis hin zu den Insekten, die dort leben.

Für ein Fröhliches Alb-Rind: Von der Geburt über den Tod bis hin zum Lebensmittel, das uns Mittel zum Leben ist.

Von Herzen danken wir Ihnen für Ihre Achtung und Wertschätzung.
Wir freuen uns darauf, Sie wieder zu sehen.

Ihre Stephanie Fröhlich

Weihnachten 2023

Ostern 2023

Wenn sich morgens der erste Trubel gelegt hat, Ida, Ferdinand und Fridolin im Bus zur Schule sitzen, Benedikt bei der Arbeit ist und Else endlich dick eingepackt in Winterstiefeln, Schneeanzug und Wollmütze laut „Hamm… Muh… Hamm!!!“ rufend vor die Türe stolpert, schauen wir zuerst zu den Kühen.

Es ist meist noch dunkel und in den ersten Morgenstunden auch noch bitterkalt. Und doch haben diese frühen Stunden etwas ganz Besonderes. Als wäre es auch der kleinen Else ganz bewusst, wie wichtig es ist, nach den Tieren zu schauen und sie zu versorgen.

Jeden Morgen spielt sich dasselbe Szenario ab. Die Futterreste vom Vortag werden sauber aus den Trögen geräumt. Es wird gekehrt, gemistet, eingestreut und dann frisch vorgelegt. Futter von unserem Hof, das wir den Sommer über Stück für Stück ernten und einlagern: Heu von unseren bunten, duftenden Alb-Wiesen und Silage von den blühenden Äckern, die mehrjährig Pause machen vom zehrenden Weizen- und Dinkelanbau.

Unsere Kühe sind ein ganz wesentlicher Teil unseres Lebens. Wir leben für sie, mit ihnen und auch von ihnen. Dank der Kuh kann sich ein ganz entscheidender Kreislauf schließen.

Sie ermöglicht es, dass wir sowohl im Sommer als auch im Winter von den Gräsern und Kräutern der vielen Wiesen leben können, die wir bewirtschaften.

Auf ganz wunderbare Weise trägt jede Kuh, die wesensgemäß auf der Weide gehalten wird und ausschließlich Gras und Klee frisst, zu einer neutralen Klimabilanz bei. Durch den Anbau von Klee binden wir Stickstoff aus der Luft im Boden, der so nach einiger Zeit wieder dem Getreide zugutekommt, aus dem später Nudeln und Brot hergestellt werden.

Auf unseren Wiesen weiden sommers nicht nur die Kühe, sondern es leben dort auch abertausende von Insekten und Kleinstlebewesen, die in allen Jahreszeiten ihre Aufgaben haben. Die Einen bauen in der Erde aus Mist, Dung und abgestorbenen Pflanzenresten Humus auf, der den Aufwuchs im Sommer nährt. Die Andern bestäuben unermüdlich all die Gräser, Blumen und Wildkräuter. Ohne diesen Lebenskreis hätten wir kein Leben. Kein Gemüse, kein Obst, kein Getreide und schon gar keine Milch oder Fleisch.

Immer wieder setzen wir uns damit auseinander, ob es recht ist, Tiere zu halten und kommen doch wieder zu dem Schluss, dass es nur so einen funktionierenden Lebenskreislauf geben kann. Ganz bewusst haben wir uns dazu entschieden unseren Weg so zu gehen – ganzheitlich, umsichtig und mutig – mit unseren Kühen. In der Natur und für die Natur, mit Ehrfurcht und Wertschätzung.

Unser Wunsch, noch mehr für unsere Tiere zu tun, treibt uns schon lange um – so haben auch wir unterm Strich an entscheidender Stelle weggeschaut und andere für uns machen lassen. Künftig sind wir dabei wenn unsere Rinder geschlachtet werden. Mit Ruhe – in ihrer gewohnten Umgebung. Ohne Transport, mit uns an ihrer Seite. Und es fühlt sich richtig an, diesen entscheidenden Moment zu begleiten.

Der Kreis des Lebens schließt sich und wir haben alles getan, was wir tun konnten, für eine gute Geburt, ein gutes Leben und schließlich ein gutes Ende.

Bei der ersten Schlachtung, die hier auf dem Hof stattgefunden hat, habe ich ganz deutlich gespürt, wie wertvoll dieser Moment ist. Und wie wichtig es ist – Abschied zu nehmen und „danke“ zu sagen, dass das Tier sein Leben lässt, um Lebendes zu nähren.

Diese Ehrfurcht dürfen wir alle empfinden, wenn wir auf unsere gefüllten Teller blicken. Nicht nur wenn es Fleisch gibt. Denn bei der Entstehung jeder Mahlzeit war irgendwann Leben beteiligt, das es uns ermöglicht zu leben.

Im Namen aller hier mitarbeitenden Insekten, Spinnen, Tausendfüßlern, Würmern, Bakterien und Mikroorganismen möchten wir uns ganz herzlich bei Ihnen bedanken, dass Sie Ihren Speiseplan von Zeit zu Zeit durch Fleisch ergänzen.

Durch Ihren Einkauf schließt sich der Nährstoffkreislauf auf unserem Hof.

Ihre Stephanie Fröhlich